SA: Kapregion

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10__Langa Township mit Luthando - letzter Tag am Kap
09.09.18 - Ralph
Bevor wir morgen 300km die Südküste entlangfahren, stand heute ein Besuch des ältesten Township Kapstadts auf dem Programm. Man kann sich fragen ob das ok ist. Die Meinungen schwanken zwischen Horizonterweiterung und Armutstourismus. Nach allem was wir gehört haben, sind die meisten Einwohner daran interessiert, dass Besucher kommen. Auch dann, wenn sie nicht unmittelbar finanziell davon profitieren. Zumindest haben wir ein Unternehmen ausgesucht, dass von Locals betrieben wird. Ein Besuch geht als Außenstehender ohne Bekannte nur mit Guide. Es sind Männer und Frauen, die dort leben oder zumindest aufgewachsen sind. Welcher Teil des ziemlich hohen Preises dem Township oder den unterstützen Jugendprojekten zugute kommt und welcher in die Gewinnspanne des Anbieters fließt wissen wir nicht.

Die Terminvereinbarung gestaltete sich ein bisschen schwierig. Auf Emails wurde nicht geantwortet, bis wir es schließlich per sms versuchten. Dann lief die Sache an, unkompliziert und begleitet von vielen Entschuldigungen. Wir werden es nicht bereuen.

Gegen 8:30 Uhr werden wir in Camps Bay von unserem Guide Luthando abgeholt. Bestens gelaunt und superfreundlich erklärt er uns vieles über das Leben in Langa. Die Chemie stimmte, so dass er aus einer für 2-2,5h angesetzten Tour kurzerhand 4h machte - wohlgemerkt ohne es bezahlt zu bekommen. Außer uns läuft nur eine Französin mit. Langa hat eine Arbeitslosenquote von 50% und dazu korrespondierend ein echtes Alkohol- und Drogenproblem. Einen kurzen Einblick bekommen wir im ersten Teil, durch den uns Luthando nur mit dem Bus fährt, weil durchlaufen unangenehm sein könnte. Es ist 9 Uhr. Einige Runden sitzen offensichtlich nicht seit gerade eben bei Bier und Hochprozentern. Auch in der Folge soll es immer mal wieder vorkommen, dass Männer - aber nicht nur diese - angetrunken an uns vorbeiwanken - oder auch fahren.

Den anderen Teil dürfen wir in den restlichen 3,5h erleben. Ein offensichtlich hochgradig intaktes Sozialgefüge, gegenseitige Hilfsbereitschaft und respektvolles Verhalten, das bei uns sicher einiges verbessern würde, sollten wir uns ein Scheibchen davon abschneiden. Angst muss man keine haben. Sicher, ohne einen selbst in Langa lebenden Guide würde es evtl. ziemlich schwierig werden. Aber wir werden zuallermeist freundlich gegrüßt und unser Besuch wird akzeptiert. Luthango erzählt uns, dass es praktisch keine Überfälle gibt, weil jeder jeden kennt. Passiert etwas, so kommen die Täter von Außerhalb. Im Township einige Kilometer weiter ist das anders. Auch für ihn eine no go-area.

Wir besuchen soziale Projekte, einen Pub in der Wellblechhütte, probieren das selbstgebraute Bier. Dieses hat mit unserem Bier relativ wenig gemein, es handelt sich um eine dicke Brühe, welche gemeinsam von mehreren Personen aus einem Blechtopf getrunken wird. 
Sicher, die Menschen wissen, dass Touristen kommen. Natürlich gehen wir nicht in irgendwelche Hütten, sondern in eine, deren Bewohner auf Gruppen wartet. Das alles ändert aber nichts an der Authentizität. Offensichtlich geht das Leben einfach weiter, ob wir nun durchlaufen oder nicht. Ob der Besuchte ein paar Rand abbekommt oder nicht. Es spielt keine Rolle.

Wir besuchen einen älteren Herrn, Spitzname "shooter", aufgrund seiner Ähnlichkeit der "kleine Morgan Freeman" genannt. Er zeigt uns mit Stolz die von ihm selbst gebaute Hütte. Dann erzählt er uns von der Zeit der Apartheid bis heute. Seine Achtung für Nelson Mandela ist rührend. Er ist dankbar für die internationalen Sanktionen, welche zum Niedergang der südafrikanischen Industrie führten. Ohne sie, meint er, könne die Apartheid noch heute bestehen. Seine 18jährige Tochter hat er bei einem Bruder ausquartiert, da der Pub nebenan stets bis 3 Uhr in der Nacht seine Beats wummert. Getrennt nur durch ein paar Holzlatten. Scooter macht aus allem etwas: auf dem Tisch steht ein zur Lampe umgebauter Mixer.
Wir machen Fotos, niemand möchte Geld, aber das Versprechen, dass wir ihnen die Fotos schicken.

Wir sehen die 3 Stufen des Wohnens in Langa: zum einen die ärmlichsten Wellblechhütten. Dann gibt es Häuser aus Beton, die im Laufe der Jahre gebaut wurden. Es ändert sich etwas, wenn auch langsam. Diese Wohnungen kann man für 500 Rand im Monat vom Staat mieten. Die Wartezeit beträgt grundsätzlich ca 2-3 Jahre, aufgrund der Korruption bis zu 20 Jahre für diejenigen, die nicht mitmachen können oder wollen. Dann gibt es ein Viertel mit Einfamilienhäusern. Hier wohnen Schwarze, die es geschafft haben, zu Geld gekommen sind, aber das Township wegen der sozialen Bindungen nicht verlassen.

Überall auf den Straßen wird gebruzzelt: Leber, Fett, dicke Würste. Für die ganz Verwegenen bietet sich ein Snack am Schafskopfimbiss an. Gegrillt, auch das Schafhirn wird verarbeitet, der Rest wird kalt in einer denkwürdigen Konsistenz verkauft.

Gegen 12 Uhr betreten wir einen laufenden Gottesdienst und bleiben dort bis zum Ende, während unser Begleiter den Kleinbus holt. Die Kirche hat mit unseren Gottesdiensten wenig gemein. Der Pfarrer spricht teils leise und ausgeglichen, meist aber sich bis zur Extase ins Schreiende reinsteigernd. Es dauert nie lange, bis die Kirche ein Lied anstimmt, es wird getanzt, immer wieder  rufen Menschen hinein. Die Band samt Schlagzeuger gibt Gas. Die Menschen tragen im wahrsten Sinne des Wortes Sonntagskleidung. Irre, wenn auch heiß. Das ändert sich erst, als am Ende des Gottesdienstes die Rolltore hochgelassen werden.
Luthango hat uns am Anfang gesagt, ein Südafrika - Aufenthalt ohne Besuch im Township sei unvollständig, da man nicht die Lebensbedingungen und die Lebensart eines großen Teils der Bevölkerung erfährt. Recht hat er. 

Am Mittag fahren wir nochmal kurz zum Hafen:



9__Gemütlicher Tag
08.09.18 - Ralph
Für das Tagebuch, dessen Ergänzung eine schöne Angewohnheit für uns geworden ist, um den Tag zu reflektieren, scheint doch immer mal wieder Besucher zu haben. 3000 Seitenaufrufe, wie auch immer diese gezählt werden, ist für mich überraschend viel für einen Blog, der erstmal für uns, aber doch im Netz geführt wird, weil der eine oder andere gefragt hatte. 

Es scheint also einige Gelegenheitsbesucher oder stille Liebhaber zu geben. Lieben Gruß bei dieser Gelegenheit. Auch jetzt sitze ich wieder auf der Terrasse und kritzele ein wenig ins Notebook.

Morgens haben wir uns wieder 2h der Schule angenähert, denn schließlich fängt diese am Montag in Deutschland ja auch an. 
Auch mich erreichen Emails aus der Schule. Ich habe sie nicht abgeschaltet. Vielleicht werde ich den automatischen Abruf einstellen, so dass ich in bestimmten Abständen bewusst mal reinschaue. Es macht aber auch nichts: die erste Gesamtlehrerkonferenz findet statt, das neue Stundenplansystem schreitet voran. Ich nehme alles mit einem gewissen Interesse war, gleichzeitig ist das alles unglaublich weit weg. 
Gegen Mittag setzten wir uns ins Auto und fuhren zum Strand von Nordhoek:

8__Apartheid hautnah: Robben Island
07.09.18 - Ralph
Das Wetter war ordentlich, so dass die Schiffe nach Robben Island heute fuhren. Auf dem Hinweg besuchten wir nochmals die Waterfront und stellten fest, dass wir beim ersten Besuch wesentliche Teile übersehen hatten. Und so entdeckten wir noch eine endlose Menge Geschäfte, die zum Teil nette Kleinigkeiten hatten, zum Teil aber auch kleine elitäre Buden waren.

Wir setzten mit dem Schiff über und bekamen eine ansatzweise Ahnung, wie sich ein politischer Gefangener gefühlt haben musste, der in der Gewissheit übergesetzt wurde, dass er die nächsten 5, 15 oder alle restlichen Jahre dort würde verbringen müssen.


Die Guides sind allesamt ehemalige politische Gefangene. Unserer begann als Jugendlicher seine politische Tätigkeit, trat dem ANC bei, musste fliehen. Nach Jahren in diversen Nachbarländern wurde er gefasst, 10 Tage in Johannesburg festgehalten und gefoltert und schließlich verurteilt. Seine Haft verbrachte er auf Robben Island und wurde dann nach 7 Jahren im Rahmen der Amnestie nach Mandelas Freilassung ebenfalls entlassen. Offiziell übrigens gab es fast keine politischen Gefangenen. Wie Mandela und seine Weggefährten wurden fast alle wegen Terrorismus verurteilt.
Eindrucksvoll schilderte er das Leben und die Haftbedingungen, welche sich erst im Laufe vieler Jahre leicht verbesserten. Unter leicht verbessern darf man sich zum Beispiel vorstellen, dass auch schwarze Gefangene lange Hosen bekamen. 

Den Kampf für Freiheit führten viele. Viele bezahlten mit ihrem Leben oder verbrachten viele Jahre im Gefängnis. Der berühmteste: Nelson Mandela, Häftling 46664 - Der 466. Häftling, der 1964 inhaftiert wurde. Seine Zelle war die 4. von links.

Zurück in einem Geschäft an der Waterfront:


7__Biologe gesucht
06.09.18 - Ralph
Wer weiß, was dies für ein merkwürdiges 
Meerestier ist, möge bitte einen Kommentar oder eine Nachricht schreiben - vielen Dank ❤️  → schon gelöst...eine Bluebottlequalle. Danke Petra.


6__Mountain with (no) view
06.09.18 - Ralph
Eines der offiziellen 7 Weltwunder, der Table Mountain als Wahrzeichen von Kapstadt soll bestiegen, genauer befahren werden. 
Schon am Ticketschalter wurde uns gesagt, dass es keine Sicht geben wird, aber irgendwie ahnend, dass es sich doch lohnen wird, sind wir dann hinaufgefahren. Die Fahrt ließ schon in etwa erahnen, was uns bevorsteht - und schließlich oben angekommen war dann...richtig: NICHTS zu sehen.


Aber: um die erste Ecke gebogen waren die Wolken stellenweise aufgebrochen und sorgten dafür, dass sich die Fahrt bereits gelohnt hatte:
Während der Wanderung auf dem Plateau wechselte das Wetter dann regelmäßig und offenbarte teils trübe, teils spektakuläre Bilder. Wir waren froh, oben gewesen zu sein.






Ein weiterer Nachtrag zum nicht enden wollenden Autofahrer-Thema: in Südafrika ist es üblich, dass die Ampeln an einer Kreuzung (zumindest zusätzlich) auf der gegenüberliegenden Straßenseite angebracht sind. Das bedeutet Du fährst bei grün los, biegst ab und stehst noch in der Kreuzung vor der roten Ampel. Nun heißt es cool bleiben und drüber, denn diese rote Ampel gilt den Autofahren, die von der Seite kommen (ein Effekt, der beim großen Bogen des Rechtsabbiegens - was bei uns dem links abbiegen entspricht - stärker ist als beim engen links abbiegen)

5__Fish&Chips statt Nelson Mandela - der Held muss warten
05.09.18 - Ralph

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Er ist der Nationalheld - und das zu recht. Der erste schwarze Anwalt Südafrikas, der in Folge des Massakers von Sharpeville in den Untergrund ging, verhaftet wurde und einen großen Teil seines Lebens im Gefängnis verbrachte. Später der erste schwarze Präsident, Überwinder der Apartheid. 
Aber geschafft ist es noch lange nicht. Die ökonomische Apartheid besteht weiter, der schwarzen Bevölkerung gehört nur 1/5, der Boden ist nicht umverteilt. Viele Junge lösen sich langsam aus der Heldenverehrung und sind kritisch, weil Mandelas Macht nicht zur wirklichen Revolution geführt hat. Aber er bleibt ein großer Freiheitskämpfer. Wir wollten heute Robben Island besuchen, jene berüchtigte Gefängnisinsel, auf der Mandela viele Jahre verbringen musste. Wegen des schlechten Wetters wurde die gebuchte Tour heute gecancelt und wir haben uns auf Freitag umgebucht.
Stattdessen fuhren wir zum Signal Hill, der trotz des trüben Wetters eine tolle Aussicht auf Kapstadt bietet. Täglich um 12 Uhr werden - umrandet von einer kleinen Zeremonie - Kanonenschüsse abgegeben. Da wir nun schon zur passenden Zeit da waren wollten wir daran teilnehmen, stellten dann aber fest, dass sich die passende Auffahrt auf der ganz anderen Seite von der Stadt her befindet. 



Eigentlich schon auf dem Nachhauseweg kam kinderseitig die Frage auf, wann wir denn nun das ins Auge gefasste appetitlich aussehende Fish&Chips in Muizenberg aufsuchen würden...nun, am Tag lag nichts mehr an und so lautete die Antwort....JETZT.
Lecker und günstig wurde dort gespeist und anschl. bei mittlerweile gutem Wetter, ausgestattet mit Trinkschokolade, Café und Schoko-Cookies noch etwas Zeit am Strand verbracht. Dort waren die Surfer am Werk und es war interessant, eine Anfänger-Kindergruppe zu beobachten, die nach ausgiebiger Gruppenmotivation im Kreis endlich ins Wasser durften. 




Das Autofahren gestaltet sich recht geschmeidig. Die Südafrikaner wollen ihre Hupe nicht verrosten lassen, sind aber sonst ausgesprochen freundlich. Die Kollateralschäden beschränkten sich heute auf eine von einer Gruppe fröhlicher Dunkelhäutiger begeistert beobachtete Anfahrt auf rechter Straßenseite nach dem Tanken sowie eine in falscher Richtung befahrene Einbahnstraße.



4__Pause + 1st Lesson
04.09.18 - Ralph
Es ist kalt und windig. Eine gute Gelegenheit, mit der ersten Stunde Schule zu beginnen 👩‍🎓, was letztlich sehr gut klappte. Felix beschäftigte sich alleine, während wir mit Amelie und Elias zusammen saßen, die eigentlich recht vergnügt ans Werk gingen.
Mittags war das  Wetter nicht besonders gut, aber gut genug um dem mehrheitlichen Wunsch nachzukommen, etwas an den Strand zu gehen. An Baden war nicht zu denken und aufgrund des Windes war die Strömung extrem stark, aber lustig war es dennoch:

Übrigens: wer bisher der Meinung war, man könne einfach so an den Strand gehen, spielen und schwimmen, dem sei gesagt, dass er sich getäuscht hat. Zumindest wenn er es im noblen Llandudno tun möchte:

Damit diese Einheit etwas lehrreiches hat, hier noch die Verhaltensweisen, wenn Ihr das nächste Mal einen Wal oder Delfin findet:
Die Kapregion erlebt die schlimmste Dürre seit 100 Jahren und befindet sich auf einer der strengsten Stufen der Wasserrestriktion. Die nächste Stufe würde darin bestehen, dass es nur noch 25 Liter gibt, die unter der Aufsicht des Militärs und der Polizei an Versorgungsstellen abgeholt werden müssen. Da freut man sich fast, dass im Waschraum Wasser durch die Decke eintritt, weil es am Nachmittag und Abend sintflutartig regnet.

50 Liter Wasser pro Tag in Kapstadt

4__Cape Town
03.09.18 - Ralph
Heute ging es in die Stadt. Dafür haben wir einen der unvermeidlichen roten Touribusse genutzt, welche aber den Vorteil haben, dass Du Dir über die Fortbewegung in Kapstadt und darüber, ob Du vielleicht versehentlich ins falsche Viertel kommst, keine Gedanken machen musst.
Also ab zur Waterfront, die nett ist, die auch gar nichts falsch gemacht hat, von der wir uns aber irgendwie doch mehr versprochen hatten.




Nationalhelden, rechts Mandela, wahlweise mit Taube auf dem Kopf, welche gemütlich zwischen Nelson Mandela und de Klerk hin und her pendelte:


Weiter ging es zur Long Street, welche uns leckeren Café, Schokolade und hervorragendes Essen bescherte, die aber sonst auch einen eher mageren Charme zu versprühen vermochte. Hier tritt die verbreitete und offene Armut bisher am deutlichsten hervor. Von dort ab ging der schon wesentlich interessantere Greenmarket Square, einem Platz mit dutzenden Händlern, die viele schöne, wenngleich fast alle die gleichen Sachen anbieten. Isabel macht es Spaß, mein Fall sind die Anwerbungen und Verhandlungen eher nicht. Grundsätzlich stellen wir fest, dass viele fliegende Händler in Südafrika ein relativ fröhliches und unagressives Gemüt haben. Überhaupt: unfreundlich war hier eigentlich noch keiner.

Die Rückfahrt führt über den Tafelberg, den wir heute aber nicht mehr besteigen.

Schließlich landeten wir wieder an unserem Startpunkt: Camps Bay, einem relativ sterilen und elitären, vorrangig weißen Vorort von Kapstadt, der aber über einen netten Strand verfügt. Auch hier ein fliegender Händler, der seine vermeintlich selbst gemalten Bilder (er scheint viel zu malen, denn alle anderen Händler haben die gleichen Bilder....) an den Mann oder noch lieber an uns bringen möchte. Von unserer freundlichen Ablehnung zeigt er sich mit den Worten "looking is free, talking is free - and if you don't want, we will still be friends" relativ unbeeindruckt. In stoischer Ruhe zeigt er uns im Sand sämtliche Bilder. Als wir ihm erklären, dass wir wirklich keine brauchen, schon weil wir nur einen Rucksack haben und es noch dauern wird, bis wir back to Stuttgart sind, verabschiedet er sich mit einem freundlichen check 😊 und zieht von dannen.








3__Next Stop: Antarktis
02.09.18 - Ralph
Die Kaphalbinsel am indischen Ozean entlang führt uns der Weg zum südlichsten Punkt Afrikas. Den steilen von einer nahezu lückenlosen Touristenschlange gesäumten Weg hinauf zum Cape Point Lighthouse schenken wir uns und gehen stattdessen die Klippen entlang Richtung Kap der guten Hoffnung. Eine Entscheidung, die sich lohnte: hier sind deutlich weniger Menschen unterwegs. 


Natürlich brauchen wir unbedingt das Standardbild mit dem Schild am Kap der guten Hoffnung. Und tatsächlich erwischen wir ein Zeitfenster, in dem wir nur mit wenigen anderen dort sind.
Und kurz nach Ankunft eines kleineren Japaner-Busses:

Insgesamt halten sich die Menschenmassen an den allermeisten Stellen bisher sehr in Grenzen. Da in Südafrika gerade der Winter endet, befinden wir uns dankenswerter Weise in der Nebensaison. Bedeutet allerdings auch, dass es abends im Haus relativ kalt ist. Ein Feuer anzuwerfen ist angesichts der kürzlich durchlittenen Hitzewelle in Deutschland relativ komisch. Der Winter ist allerdings nicht mit dem unseren zu vergleichen. Auf die Frage, wie es denn hier im Winter sei antwortete gestern ein Parkwächter mit "oh, just like yesterday".
Yesterday hatte es ca. 15 Grad gehabt und eben ein wenig geregnet :-)

Etwas stand der Tag auch im Zeichen der Tiere: wir waren vorgewarnt, bloß auf die Bamboos aufzupassen, jene Affen, die gerne klauen, angreifen, auf dem Auto sitzen und sich am Kap zu einer wahren Plage entwickelt haben. Die gesamte letzte Strecke zum südlichsten Punkt ist mit entsprechenden Warnschildern gepflastert. Getroffen haben wir...keinen einzigen 🤔. Dafür aber

Am Abend warfen wir einen kleinen Blick in den Hafen unseres Wohnortes und machten dort zum Entzücken aller noch eine nette Bekanntschaft:

Die andere Seite des schönen Südafrikas allerdings ist die offene Armut, die uns an jeder Ecke begegnet. Das Land ist gespalten und die Unterschiede sind dramatisch.

2__Haie und Pinguine
01.9.18 - Ralph
Der erste Tag in Südafrika. Im Gegensatz zu gestern, als es im Wassernotstandsgebiet ironischerweise in Strömen regnete, empfing uns der heutige Tag mit Sonne. Ab ins Auto und ein Stück die Kaphalbinsel herunter. Entlang des Cheapmans Peak Drive, über Nordhoek nach Fishhoeck und rüber ins Surferparadies Muenzenberg.







In der Bay gibt es Haie - große weiße 😳 - und der 80er-Fan fühlt sich sofort an Steven Spielberg erinnert. Objektiv betrachtet führt es zu keinen sonderlich großen Problemen, der letzte Hai in Muenzenberg wurde im April gesichtet, aber immerhin: sie sind da und eine gewisse Vorsicht ist geboten.



Weiter ging zu einem Bummel nach Kalk Bay und schließlich nach Simons Town, an dessen Ende Boulders Beach und damit das Naturreservat mit den Pinguinen wartet. In Südafrika wird - nachdem was ich gelesen habe - das Eintrittsgeld zu großen Teilen in die Pflege der Natur investiert. Tatsächlich unterscheidet sich das National Reserve angenehm von diversen europäischen Tierparks. Man geht hinein, läuft über den Steg, schaut die Pinguine an - und geht wieder. Für Fragen steht steht eine Rangerin zur Verfügung. 
Kein Karussell, keine riesige Imbissbude, kein Verkauf von Pinguinshirts.





Mittlerweile haben wir beim Parken Routine entwickelt. Man kann hier überall grundsätzlich kostenfrei parken. Südafrika hat einen vergleichsweise ärmlichen ÖPNV, ist aber entsprechend gut auf Autofahren eingestellt. Jeder, aber wirklich jeder Parkplatz ist aber mit Parkwächtern ausgestattet, von denen es offensichtlich 3 Sorten gibt:
jene, die eine offizielle Duldung der Stadt haben und mit einer gelben Weste ausgestattet sind, diejenigen, welche sich die Weste selbst gekauft haben und solche, die sich komplett selbst zur Security ernennen. Sie alle warten - i.d.R. bei Abholung des Fahrzeuges - auf eine Spende und sind mit 5 Rand  - 30 Eurocent - absolut zufrieden. Die Leute leben davon. Wir brechen uns nix ab.

Mit dem Sonnenuntergang geht es wieder heim:





1__Angekommen!
31.8.18 - Ralph
Wir sind pünktlich in Kapstadt gelandet. Die Dame von der Immigration wollte es relativ genau wissen und tatsächlich wären wir ohne die vorgeschriebenen Geburtsurkunden für unsere Kinder weder in Deutschland aus- noch in Südafrika eingereist. 
Die Abholung des Mietwagens gestaltete sich lustig und der Europcar hatte für Amelie bestellten Kindersitz nur ein herzhaftes Lachen übrig. Ein solches Mädchen bräuchte nun wirklich keinen mehr ;-) In Deutschland hätte man das vermutlich anders gesehen.
Die erste Herausforderung ist der Linksverkehr, der regelmäßig dazu führt, dass man statt des Blinkers den Scheibenwischer betätigt. Ansonsten geht's - im Zweifelsfall lieber 3x durch den Kreisel oder mal falsch abgebogen. 
Die erste Unterkunft begeistert - auch wenn klar ist, dass hier noch deutlich bescheidenere folgen werden: diese ist genau das richtige für den Start! Ein wahnsinnig netter Vermieter, genauso nette (3!) Hunde, welche die Kinder erfreuen und in unserem Teil des Hauses ein- und ausgehen sowie eine tolle Lage.



Südafrika und speziell die Region um Kapstadt hat kein Wasser. Die strenge Limitierung des Wasser führt zu sinnvollen Workarounds. Der Vermieter erklärte uns, wie man wirklich den letzten Tropfen Wasser spart. Ist eigentlich auch nicht so schwierig. Ironischerweise regnet es an unserem ersten Tag - reichlich ;-)

Bereits die ersten Autofahrten zeigen aber auch, wie gespalten dieses Land ist. Darauf deuten die Menge und der Zustand der diversen Townships hin, an denen man regelmäßig vorbeifährt. An jedem noch so kleinen Parkplatz, sogar dem des Supermarktes, stehen Männer und schauen, dass sie ein paar Rand fürs Parken bekommen. Da kam es gleich zum ersten Fauxpas: ich wollte ihm 20 Rand geben, viel zu viel, aber ich dachte keine andere Münze zu haben. Erst zu Hause stellte ich fest, dass es 20 Cent waren. Etwas mehr als 1 Eurocent. Der Mann hatte es mit einem verwunderten Blick ertragen und sich seinen Teil gedacht.