Kerala / India

Bildergebnis für indien flagge
27_ 18 Stunden Aufenthalt in Chennai
25.10.18 - Ralph
3:10 Uhr. Der Wecker klingelt und kurz darauf brechen wir auf zum Flughafen. Um 7:25 landen wir in Chennai und der Flughafen geht mir genauso auf die Nerven wie damals bei unserer Ankunft. Überall Soldaten in Tarnanzügen (haben wir Krieg? Sind wir im Busch?), im Minutentakt müssen die Bordkarten vorgezeigt werden. Einer schreit "von Inlandsflügen kommend rechts", der nächste schreit "links zur Immigration". Schließlich können wir an letzterer vorbei und begeben uns über die Gepäckausgabe zum Ausgang.

Dort wartet bereits ein kleines grünes Männchen in Uniform und erkennt uns sofort. Freundlich begleitet er uns zu einem großen Männchen mit Kapitänsmütze in weißer Uniform. Es handelt sich um den Flughafenmitarbeiter und den Fahrer des 5 Sterne-Hotels Trident Chennai. Surreal. 
Wie wir zu diesem kamen? Schon länger hatten wir uns mit der Frage beschäftigt, wie um alles in der Welt wir einen 18stündigen Aufenthalt in Chennai verbringen sollten. Früh schrieben wir einige Hotels an mit der Frage, ob wir einfach ein Zimmer für tagsüber mieten könnten. Das Trident gehörte zu den Etablissements, die überhaupt antworteten. Die erste Antwort bestand in einem völlig absurden Angebot von 2 Zimmern zum Preis von 2 Nächten, das wir umgehend löschten. 
Einige Zeit erhielten wir erneut Post. Irgendein vorgesetzter Reservierungsmitarbeiter in Neu Delhi hatte unsere Konversation mitverfolgt und meldete sich vollkommend überraschend mit dem Angebot, wir könnten ein gemeinsames Zimmer mit Frühstück von 7:20 - 22 Uhr zu einem absolut annehmbaren Preis haben.
So kommen wir also im Trident an, werden von unserem Kapitän abgesetzt und von einem großen Männchen in traditioneller Uniform, mit Hut und Federn auf dem Kopf empfangen. Jetzt heißt es Fassung bewahren. 
So haben wir nun ein tolles Zimmer, labten uns am gigantischen Frühstücksbuffet in der Größe einer Halle, planschen im Pool und Felix schreibt einen Mathetest. Aus der Zeit zum Umsteigen wurde noch ein ausgesprochen angenehmer Aufenthalt.

26_ Übernachtung und Shopping in Trivandrum
25.10.18 - Ralph
Gegen Mittag kommen wir in unserer letzten Unterkunft an, die wesentlich komfortabler ist (abgesehen davon, dass man für 5 Leute ein Leinentuch und ein Handtuch vorsieht), durch das etwas merkwürdige Gefahren der beiden anwesenden Herren aber zunächst unheimlich wirkt. Wir beschließen, einfach in die nahe gelegene Shoppingmall zu fahren, zu bummeln und zu essen. Schließlich bring uns ein TukTuk wieder nach Hause, wo einer der Herren aus unerfindlichen Gründen darauf besteht, dass wir um 3:45 zum Flughafen aufbrechen. Der Fahrer sei ab 3:00 da (??). 4:30 hätte auch gereicht, aber was soll's.

25_ Ferry to Allepey
23.10.18 - Ralph
Wir verabschieden uns von Chrissies. Man hätte hier auch gut eine Woche verbringen können, aber wer weiß das schon vorher. So treten wir also die 4stündige Fahrt nach Kottayam an. Gemeinsam mit dem Fahrer finden wir die Fähranlegestelle. Er erkundigt sich noch, ob wir richtig sind und schließlich warten wir eine Stunde, bis die Fähre nach Allepey abfährt. Diese fährt die gleichen Routen wie die vielen Touristen-Hausboote, ist aber ein ganz normales Transportmittel der Einheimischen. 90 Rupien kostet die 4stündige Bootsfahrt für 5 Personen. 1 Euro...


Wie so oft werden wir angesprochen woher wir kommen. Während die meisten mit "oh Germany good", "Football", "good exchange rate for you" oder einfach ein paar interessierten Fragen reagieren, freut sich ein mittelalter Herr auf der Fähre heute daran, dass wir aus dem Geburtsland von Karl Marx kommen. Ein Hoch auf die Communist Party, dann liest er wieder in der Zeitung 😊
Schließlich laufen wir in Allepey ein und werden wie vereinbart wenige Minuten später vom TukTuk-Fahrer abgeholt.

Das letzte Bild zeigt die neue Umgehungsstraße der Strecke Kochi-Trivandrum bzw. den fertiggestellten Teil davon 😉
Schließlich kommen wir in der für heute gebuchten Bruchbude an. Für 15 Euro die Nacht handelt es sich eigentlich um eine zwar mehr als trostlose, aber doch akzeptable Backpackerunterkunft, die dadurch schier unerträglich wird, dass es unglaublich heiß ist. Die Flecken an der Wand, dass Gammelige, die Tatsache, dass das Wasser eine Standardtemperatur hat und das Wasser im Waschbecken unten wieder rausläuft, all das wäre nicht so schlimm. Aber die Hitze. Die Mitarbeiter sind freundlich, was neben der Preisgestaltung sicher ein wesentlicher Grund ist, warum die Unterkunft gut bewertet ist.

Ein kurzer interessanter Spaziergang führt uns auf der Suche nach etwas Essbarem abends noch in die Stadt.
Wir sind irgendwie froh, dass wir der Zelle am nächsten Morgen entkommen und brechen auf nach Trivandrum.

24_ Kalarippayat
22.10.18 - Ralph
Am Abend geht es - auch soll man mal gesehen haben müssen - zur Verführung der keralischen Kampfkunst.  Auch wenn ich sonst kein ausgewiesener Fan solcher Dinge bin: die Darbietung ist spannend, artistisch beeindruckend und die Stunde macht Spaß. Zwischenzeitlich regnet es derart wolkenbruchartig, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Nach Ende der Veranstaltung laufen wir durch den immer noch strömenden Regen zum Abendessen, um dann die letzte Nacht im Chrissies zu verbringen.





23_Querfeldein
22.10.18 - Ralph
Um 10 Uhr steht der Fahrer für den heutigen Ausflug vor der Tür. Die Tatsache, dass er mit einem Jeep kommt löst bei uns erste Vorahnungen aus, dass die Tour weiger bieder wird, als das von uns gebuchte Programm "Teeplantage, Teefabrik und Gewürzgarten" vermuten lässt. Und tatsächlich: der äußerst freundliche Guide brettert auf abenteuerlichen Wegen durch die Berge, hält an spektakulären Aussichtspunkten und erklärt und viele interessante Dinge. Spaßig ist es auch. Am lustigsten findet er, dass man Tiger im Deutschen nicht "Teiger", sondern "Tiiger" ausspricht...
Besonderes Engagement legt er an den Tag, um uns einen Elefanten zu zeigen. Nachdem sie uns in Südafrika vor das Auto gelaufen sind, ist es uns eigentlich gar nicht mehr so schrecklich wichtig, aber sein Engagement ist rührend und schließlich ist es dann auch toll, als er tatsächlich einen auf dem Berg in weiterer Entfernung einen entdeckt:
Wir halten an einer kleinen Station, um einen Tee zu trinken. Wie so häufig ist großes Hurra, weil wir aus Deutschland kommen. Wir sprechen kurz mit ein paar Besuchern und als wir uns wieder umdrehen, sind die Kinder verschwunden. Lange suchen müssen wir sie nicht. Einige Meter weiter werden sie gerade für Fotos und Selfies zwischen den Indern herumgereicht 😀. Unsere Kinder, aber komischer Weise auch wir sind ein beliebtes Motiv. Ein besonderer Markt wird immer und überall um Amelie veranstaltet. Blonde Mädchen sind eine Attraktion.

Wir kommen an der Tea Factory an. Der dortige Guide führt und herum und erklärt uns viel Interessantes über die Herstellung von Tee. Wir können uns noch die Produktion ansehen und Tee kosten. Es wird noch schnell über Facebook vernetzt. Das passiert hier häufiger. Ratzfatz werden alle Kontakte gespeichert. Auf diese Weise erfahren wir, dass unser Führer aus der Teefabrik früher bei Banken und Versicherungen gearbeitet hat. Hingeworfen: das hier macht ihm mehr Spaß. Respekt.


Einen knappen Tag später hat die "cute german family" bereits über 80 Liebhaber in der indischen Bekanntschaft - irre irgendwie. Aber auch wirklich liebenswert, wie sehr sich manche an uns freuen.

Bis wir jetzt nach Hause kommen wird es 15:30 Uhr sein. Bald müssen wir wieder los zur Abendveranstaltung und so sagen wir unserem Jeeepfahrer, dass der Gewürzgarten entfallen muss. Amelie macht wirklich alles interessiert mit, absolut reise- und abenteuertauglich so wie unsere Jungs, aber irgendwann wird es zu viel. Sie ist müde. Man muss nicht alles sehen. Lieber noch ein wenig in den kleinen schönen Hotelpool auf dem Dach. Vorbei an den Affen, die heute haufenweise vor unserem Fenster sitzen.

Für alle Teetrinker: grüner Tee ist ein Medikament, nicht mehr als 2 Tassen am Tag. Schwarzen Tee in beliebiger Menge, aber Milch zerstört die vielen wertvollen Stoffe. Kein Zucker, keine Milch, fertig ist das Wundergetränk. Es gibt weißen Tee - nie gehört bisher - der gut schmeckt, aufwendig produziert wird und sehr gesund ist. Für ihn verwendet man nur einen sehr kleinen Teil oder Pflanze.

22_Kathakali
22.10.18 - Ralph
"Diese Kunstform wurde, wie fast alles im Süden Indiens, für Tempelzeremonien vor mehreren 1000 Jahren entwickelt. Interessanter Weise kommt dieses Theater komplett ohne gesprochene Sprache aus. Dafür gibt es sehr genaue Handzeichen für fast jedes Wort. Am beeindruckensten ist dabei aber die feine und trotzdem starke Mimik, die von den Darstellern benutzt wird. Schon mit der Mimik werden Situationen präzise ohne Worte beschrieben." https://blogs.donboscovolunteers.de/matteoinindien/2018/01/30/kerala-munnar-kochin/

Eine viertel Stunde vor Beginn der Vorführung kommen wir im Kulturzentrum an und können so noch das Schminken und Ankleiden der Schauspieler beobachten:
Zunächst sind wir ganz alleine. Schließlich schwärmt eine deutsche Reisegruppe einschwärmt. Eine jüngere Frau bietet Amelie und Elias an sich nach vorne zu setzen, worauf der ältere Herr neben ihnen seiner Frau zuraunt, ob das denn jetzt nötig sei. Zum Glück höre ich es nicht, denn ich kann diese Art wirklich nicht mehr ertragen. Elias erzählt uns erst später, dass der Herr wohl dachte sie hören es nicht. Sei's drum.

Die eigentliche Vorführung ist für unsereins gewöhnungsbedürftig, aber doch sehr interessant. Es werden die verschiedenen Mimiken und Gestiken gezeigt. 
Die kinderfreundlichen hinduistischen Götter schicken ihre Rache, indem der eben genannte Herr auf die Bühne genötigt wird. Eigentlich kann man in solchen Fällen sicher sein, dass es mich trifft. Seit ich in diversen Zirkuszelten ich glaube insgesamt drei- oder vier Mal in die Manege musste, sind diese unsäglich unlustigen Zirkusclowns auf meiner Widerlichkeitsskala nicht allzu weit hinter der AfD.
Irgendeiner der Götter muss gegen Rache sein, denn als nächstes wird unser Elias auf die Bühne gerufen 🙄
Schließlich machen wir uns über den Trubel der Stadt nach Hause ins Hotel.

21_Chrissies in Kumily
21.10.18 - Ralph
Um 10 Uhr wartet unser altbekannter Fahrer, um uns in die Berge nach Kumily zu fahren. Sage und schreibe 6 Stunden sind wir unterwegs, die zweite Hälfte durch starke Regenfälle auf kleinen Bergstraßen. Es gibt so viel zu sehen, dass einem nicht langweilig wird.
Unser Fahrer ist Moslem, wie viele in Varkala. Während der Fahrt ist immer wieder zu beachten, dass er ein Tuch rausholt, auf die Beine legt und irgendwie in sich versunken ist. Wir vermuten, dass es das Ritual für das regelmäßige Beten ist, wenn er fährt.
Schließlich kommen wir im Chrissies (www.chrissies.in) an und werden unglaublich herzlich begrüßt. Während der arme Fahrer die 6 Stunden zurück nach Varkala fährt, beziehen wir unser großes Familienzimmer und schauen bereits, ob wir ein paar Äffchen sehen. Unser Zimmer liegt nämlich nach hinten heraus praktisch im Urwald, einem geschützten Gebiet. Aktuell besteht die Ausbeute allerdings nur in einem Hörnchen. Aber das wird sicher noch werden. Chrissies ist sehr schön, jedes Zimmer individuell gestaltet, das Frühstück ist unglaublich lecker. Es gibt selbst gebackenes Brot, selbstgemachte Marmelade, Kokos-Schoko-Aufstrich, frisches Obst, indische Fladen mit Curry. Der indische Mitarbeiter freut sich sichtlich, als ich ihm sage, dass mir das indische Curry sehr gut schmeckt.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in die Stadt. In Kumily geht es auch hektisch zu, aber wesentlich relaxter als unten an der Küste. Es wird etwas weniger gehupt, freundlich gegrüßt, weniger aufdringlich verkauft. Leghenne wir freundlich ab, ist es i.d.R. freundlich in Ordnung. Immer wieder spricht uns jemand an, oft wird mit dem Moped neben uns gehalten, denn Viele würden uns gerne ein Elefantenreiten verkaufen. Und Amelie würde gerne auf einem Elefant reiten, aber wir haben ihr schweren Herzens erklärt, dass wir das für Tierquälerei halten.

Die beiden großen Herren beider Seiten haben versprochen, etwas Ware für 500 Rupien nach Deutschland zu senden. Es werden Wetten angenommen, ob das Päckchen ankommt 😊

Für heute haben wirkbeschlossen, nach der abendlichen Aufführung keralischer Theaterkunst, die man als Touri wohl - ebenso wie die Kampfkunst morgen - einfach mal gesehen haben muss, schlichtweg eine Pizza zu essen. Das Schicksal will es, dass weir uns auf dem Rückweg zur Unterkunft verlaufen und vor der Pizzakette stehen. Eine, die es so überall auf der Welt geben kann. 

Aber auch diese hat einen speziellen indischen Touch:


20_⚽️⚽️⚽️⚽️⚽️⚽️
20.10. - Ralph
Das muss man erst nach Indien reisen, um als kleiner Eintracht-Fan das zu erleben 😉. Mein lieber Kollege Dietmar sagte mir, dies sei die Art Häme, die sich Bayern nach der denkwürdigen Pressekonferenz nicht mehr bieten lasse 😀. Mir sind im Kollegium 3 Bayern-Fans bekannt. Prozentual gesehen ist das vertretbar. 


14_Elias Indien-Video
19.10.18 - Ralph


13_Letzter Tag in Varkala
19.10.18 - Ralph
Die letzten Tage in Varkala haben wir es ruhig ausklingen lassen. Leider geht die Zeit morgen zu Ende. Wir fahren in die Berge Richtung Kumily und werden sehen was uns dort erwartet.

Die Tage organisierten wir noch das Visum für Kambodscha. Es sollte 3 Werktage dauern, war aber nach 3 Minuten da. Leider hatte ich Amelie zu "Male" statt "Female" erklärt. Also ab in den Online Chat mit der Cambodia Immigration. Ich sollte Nr. 4 in der Warteschlange sein. Nun, es tat sich nichts, nach ca. einer halben Stunde hieß es, es sei kein Supportmitarbeiter online 😉. Also ohne viel Hoffnung eine Email an die angegebene Emailadresse gesandt. Nach 3 Minuten war das korrigierte Visum da.

Vorgestern kam es dann zu einer Begegnung der 3. Art. Die Art ist Doktor der Erziehungswissenschaften und kommt aus Australien. Sie ist wahnsinnig nett und hilfsbereit. Sie gab uns Tipps für Australien und Elias konnte gar nicht so schnell schauen, wie er am Gartentisch saß und eine Stunde Englischunterricht hatte. Den Unterricht für diesen Tag konnten wir beenden, denn besser konnte er es wirklich nicht haben. Die vorsichtig ausgedrückt sehr offene Art ist nicht für jeden das richtige. Schon aus weiter Entfernung wird jedem zugerufen, jeder wird mit jedem bekannt gemacht. Kann stressig sein, zudem nicht jeder immer beschäftigt werden will. Lustig war es trotzdem. Außerdem haben wir viele interessante Dinge über Natur und Politik in Australien erfahren, über den auch dort stattfindenden Rechtsruck, die australische Flüchtlingspolitik. Noch immer Leben über 1000 Menschen auf den Inseln, auf die Australien einige Zeit ihre Flüchtlinge verbannt hat. Die Leute sind körperlich und psychisch krank, es kommt zu Selbstmorden. Niemand weiß was mit ihnen geschehen soll. Auch in Australien herrscht Wettbewerb, wer sich als stärkste Hardliner gegen Flüchtlinge profilieren kann. Diese Perversion ist kein ausschließlich deutsches Phänomen. Zu ihrer besonderen Persönlichkeit kommt das Engagement in der australischen Flüchtlingshilfe, sie unterrichtet als Volonteer in Indien, war in verschiedenen Schulen Asiens unterwegs. Ein irrer Vogel.

Gestern schließlich war auf dem Hotelgelände stellenweise hektische Betriebsamkeit zu beobachten. In Indien sind ein paar Tage Ferien, man ist ausgebucht und viele Gäste riefen an, wie sie denn nun hierher kommen sollen. In der Region kam es zu Protesten, Streiks und Straßensperren. Vereinzelt wurden ein paar Fenster eingeworfen oder ein Auto umgekippt. Wir sind davon nicht betroffen und heute scheint es auch wieder vorbei. Wer jetzt meint, die indische Arbeiterklasse erhebe sich für bessere Arbeitsbedingungen, der täuscht sich jedoch. Anlass war der von einigen Parteien organisierte Protest gegen ein Urteil des indischen Gerichtshofes, dass Frauen mittleren Alters nun in einen bestimmten Tempel dürfen. Viele protestierende sind interessanter Weise Frauen. Vielen Dank Eva und John für den Artikel 😊 🗞:
https://www.theguardian.com/world/2018/oct/17/kerala-hindu-temple-opens-women-sabarimala-india

Ebenfalls gestern im Laufe des Tages machte sich Amelie auf, die Situation am Strand zu sichten - und war dann verschwunden. Als sich Isi auf die Suche machte, wurde sie bereits von einem Mitarbeiter heran gewunken. Amelie befand sich inmitten diverser Mitarbeiter, die mit ihr Himmel und Hölle bastelten und ihr die dazu passende Sprüche aus dem Internet suchten. Als besonderen Service dann auch auf Deutsch. Baden war am Strand nicht möglich, aber immerhin konnte noch eine Krebsfarm gebaut werden:
Auf Wiedersehen Maadathil.


12_Rund um Varkala
16.10.18 - Ralph
Gegen 13 Uhr wurde noch eine Portion der täglichen Bananenlassies geschlürft. Die Mitarbeiter erzählten uns, dass immer jemand anfängt Bananen zu schnippeln, sobald man uns Richtung Restaurant laufen sieht.
Danach starteten wir unsere etwa 5stündige Tour mit einem Fahrer. Wie beim letzten Mal halten wir wenige Meter nach einem kurzen Anruf und lassen uns von der am Straßenrand wartenden Ehefrau des Fahrers seine Vespertüte durchs Fenster reichen. Los geht's. 

Mit das spannendste daran war, dass wir nie wussten wo es hingeht, da der Fahrer zwar sehr freundlich ist (wir kannten ihn bereits von zwei anderen Fahrten), aber praktisch nichts spricht.

Bei der ersten Station war das noch kein Problem. Wir hielten am Varkala Aquarium, von dem wir eigentlich dachten, dass es geschlossen hat. Das kann man durchaus mal ansehen, wobei es - auch wenn das diskriminierend ist - ein bisschen indisch wirkt: man hat hier ein durchaus interessantes Gebäude geschaffen, in dem es in Schneckenform nach oben geht, ähnlich dem Guggenheim-Museum. Jetzt aber lässt man es doch ziemlich verkommen, viele Aquarien wirken ein wenig dreckig. Ganz interessant war es trotzdem. Das Gebäude hat übrigens kein Dach, wodurch das im Erdgeschoss befindliche - auch etwas im Verfall befindliche - Becken mit Regenwasser gefüllt wird.

Weiter ins Ungewisse, unser Fahrer hat mit dem Hotel ausgemacht, wohin es gehen soll, uns verrät er es nicht. Ein gutes Stück nach Süden aus der Stadt heraus und wir halten am Anjuthengu Lighthouse. Zunächst vergeblich, denn es ist 14:15 und geöffnet von 15-17 Uhr. Also zunächst auf die gegenüberliegende Straßenseite in das "Anjengo Fort". Dass es sich um dieses handelt, verrät uns Google-Maps. Wir müssen selbst herausfinden, was wir gerade besichtigen, was dem Ausflug aber keinen großen Schaden zufügt.
Die Stätte ist "plastikfrei" - eine Seltenheit in Indien.
Schließlich wurde es 14:45 und damit Zeit für einen weiteren Versuch am Leuchtturm. Der Aufstieg lohnte sich.

Ähnlich dem Frankfurter Stadtwald, nur in Palme. Bei dieser Gelegenheit sei vorsichtigen Gemütern in Südindien das Tragen eines Helms empfohlen, denn wer durch glückliche Zufälle nicht im Straßenverkehr umkommt hat gute Chancen von einer herunterfallenden Kokosnuss erschlagen zu werden.
Nach einer weiteren relativ kurzen Fahrt halten wir vor einem Haus, einige Rupien wechseln den Besitzer und ein älterer Herr gebietet uns mitzukommen. Keine Ahnung wo wir sind, der Herr vorneweg, der Taxifahrer bleibt zurück. Also hinterher. Nach etwa 200 Metern stehen wir an einem großen See (später werden wir herausfinden, dass es der Anchuthengu Kanal ist) und steigen in ein Boot. Sofort befinden wir uns in absoluter Stille. Lediglich die Adler über uns sind zu hören. Ab und zu hüpfen ein paar kleine Fische neben uns aus dem Wasser. 

Nach einiger Zeit zeichnet sich ab, dass wir auf eine Insel zusteuern und wiederum ist es google, das uns deren Namen "Golden Island" verrät. Dort angekommen tragen wir unsere Namen in einer Liste ein und bekommen einen roten Punkt auf die Stirn. Es handelt sich um einen für Hindus heiligen Ort. Etwas weiter treffen wir auf den Tempel, den wir als Touristen leider nicht betreten, wohl aber betrachten dürfen. Der Führer nimmt uns mit auf die Rückseite und ehe wir es uns versehen werden wir Teil einer Zeremonie. Der Führer singt, ergänzt unseren roten Punkt mit einem gelben, wir müssen einen heiligen Baum umfassen und werden ich nehme an irgendwie gesegnet. Dafür legt er uns nacheinander die Hand auf den Kopf und spricht für jeden einzeln einen religiösen Text, dessen Bedeutung wir natürlich nicht verstehen. Das ganze wird begleitet von einigen kurzen, aber sehr interessanten Informationen.
Weiter geht es und es folgt der mit Abstand skurrilste Abschnitt. Wir fahren an einer Art  Fest vorbei, um was es sich handelt wissen wir nicht. Überall sind Frauen in die gleichen knallorangefarbenen Saris gehüllt, offensichtlich ein religiöser Anlass. Wir können hier nicht halten, daher fährt uns der Fahrer hinauf auf den Hügel. Wir sollen die Treppen herunterlaufen und ihn unten wieder treffen. Dabei kommen wir an einer Art Tempel vorbei, wissen aber nicht, ob er uns diesen oder das Fest zeigen möchte. Daher gehen wir zunächst weiter. Um ihn nicht zu verlieren warten wir einige Zeit. Ratlos. Wir beschließen wieder zum Tempel zu gehen, als wir unseren Fahrer entdecken. Dieser geht mit uns schnurstracks zum gegenüber parkenden Fahrzeug. Wir sind so perplex, dass wir einsteigen anstatt ihn zu fragen, was wir eigentlich ansehen sollten...

Schließlich halten wir in Varkala an einem Tempel. Wir gehen die Treppen hinauf und landen in einer ganz eigenen Atmosphäre. Wir beobachten die Gläubigen, halten uns einige Zeit auf, es beginnt zu regnen und so treten wir den Rückweg an. Auf jeden Fall eine sehr interessante Fahrt. 

Parallel beschäftigen wir uns mit den ersten Buchungen für Thailand. Wirklich weit sind wir nicht. Es wir 4 Tage nach Bangkok gehen. Dort haben wir einen AirBnB - Vermieter, der wild entschlossen ist, full-service zu bieten. Er selbst wird nicht da sein, aber ein Fahrer holt uns vom Flughafen ab. Dafür haben wir mehrere Seiten Beschreibungen und Fotos des Bangkoker Flughafens nebst Foto des Fahrers. Der soll ein rotes T-Shirt mit unserem Namen tragen - wir hoffen es ist ein Scherz. Der Vater wir uns in die Wohnung lassen, wir sind bereits versorgt mit allen möglichen Fahrplänen, eine Simkarte für Thailand wird er uns besorgen und auf dem Tisch bereitlegen. So ist es natürlich angenehm. Für den 30.10.  haben wir dann einen Flug nach Phuket gebucht. 3-4 Tage werden wir in Khao Lak verbringen, dann sehen wir weiter. Nach Südafrika und Indien kommt nun die Phase, für die wir noch nichts vorgebracht haben.

11_Auf der Suche nach Bargeld
15.10.18 - Ralph
Der Boss unserer Unterkunft sprach - aus welcher Motivation heraus auch immer - die Bezahlung an und wie wir sie vornehmen wollen. Das wurde komplizierter als angenommen. Ich war selbstverständlich davon ausgegangen, dass wir mit Kreditkarte zahlen, aber am besten ist Bares. Da wiederum ist es am besten, man hat Fremdwährung. Letztlich haben wir dann mit einer Mischung aus Zahlungslink (Kreditkarte), Euros, Dollar und Rupien bezahlt. Der Kurs war in Ordnung, also was soll's, wir haben ihm den Gefallen getan.

Zuvor begab ich mich auf den Weg in die Stadt, um Bargeld zu ergattern. Nachdem der Automat am Flughafen Chennai unsere Karten abgelehnt hatte, war es mir doch wohler, vor dem Abreisetermin zu probieren, ob Bargeldverfügungen möglich sind. Also los in der drückenden Hitze, Google-Maps zeigte den Weg. Es sollte ein interessanter Ausflug in ein bisher noch nicht betretenes Stadtteilzentrum werden. Vorbei an Ziegen, vor sich hin hupenden TukTuks, meist freundlich grüßenden Menschen und bunten Häusern. Vor bemerkenswert vielen Häusern, integriert in halbe Garagen oder als kleines gesondertes Hüttchen gibt es Verkaufsstände, die immer das gleiche Sortiment haben, welches im Kern aus Bonbons, Chips und Bananen besteht. Wer mag in derart vielen Läden Chips und Bananen kaufen?

Schließlich war der erste Geldautomat gefunden. Nach Abhebung von 10.000 Rupien war Schluss, mehr geht am Tag nicht. Angeblich kann man gleich danach nochmal den gleichen Betrag abheben. Mit unserer Karte ging es nicht. Nun waren 120 Euro aber etwas zu wenig, weshalb ich die Prozedur mit diversen anderen Karten wiederholte. Derweil bildete sich draußen vor dem kleinen ATM-Häuschen eine Schlange, was bei mir zu etwas Hektik führte. Alles Geld wie ein Bankräuber in den Rucksack gestopft und ab zum Supermarkt.

Dort erkundigte sich ein junger Angestellter nach dem Verbleib des Rests der Familie, was schließlich in einem längeren Gespräch mündete, von dem ich wie üblich nur etwa die Hälfte, aber ausreichend viel verstand. Er arbeitet dort jeden Tag 12 Stunden von 8 bis 8, verdient damit 15.000 Rupien im Monat - 175 Euro. Danach wird gelernt, um dem Ziel näher zu kommen, eines Tages Lehrer zu werden. Interessant war es allemal.

Als ich dann - wie hier üblich auf Schritt und Tritt verfolgt von mehreren weiblichen Angestellten (von denen wir nicht wissen, ob sie hilfsbereit sein, Diebstähle verhindern wollen oder beides) - auch dem älteren Besitzer des kleinen Marktes erklärt hatte wo der Rest der Familie steckt, konnte ich schließlich den Heimweg antreten.

10_Schule Pause Schule Pause Schule Pause Schule Pause
11-15.10.18 - Ralph
Im Moment passiert nicht viel. Es wird relaxt und gelernt. Auf dem Weg zum Supermarkt begegnen uns viele menschliche und tierische Einheimische.


9_Mit Vijeesh in den Backwaters bei Munroe Island
10.10.18 - Ralph
Wir beginnen gerade gegen 7:30 mit dem Frühstück, da steht das für 8 Uhr bestellte Taxi bereit. Als Deutscher wird man da nervös. Um 8:00 sind wir noch nicht fertig und langsam werden wir hektisch. In Deutschland würde vermutlich auch der Taxifahrer anfangen, seinen Unmut zu äußern. Der indische Fahrer schaut nicht mal rüber. Er wäscht halt sein Auto. Spielt keine Rolle, wenn wir kommen, dann kommen wir. Auch auf der Fahrt zum 1.5h entfernten Munroe-Island kommt keine Hektik auf. Später haben wir erfahren, dass das Taxi dem Hoteleigentümer gehört. Der will natürlich, dass seine Gäste entspannt sind. Allerdings wurde uns von anderen Gästen versichert, dass auch anderswo entsprechende Gelassenheit herrscht. 

Wir fahren los, es ist der gleiche Fahrer, der uns vom Flughafen Trivandrum abholte. Und der gleich indische Fahrstil. Verkehrsregeln werden bestenfalls als unverbindliche Empfehlung akzeptiert, Zebrastreifen sind völlig ohne Funktion. Vielleicht hat mal jemand die Idee aus einem anderen Land mitgebracht und dachte, die Streifen machen sich als gut als Deko auf den grauen Straßen. Zu einer no-go-Situation kommt es heute nicht. Die konnten wir gestern das erste Mal beobachten: alle Autos, Motorräder, TukTuk auf der Straße sind derartig verkeilt, dass es mathematisch unlösbar erscheint, diesen Knoten nochmal zu lösen. Aber irgendwann schreitet jemand auf die Straße und gibt erste Empfehlungen. Millimeterweise wird rangiert, gehupt wird dabei fortlaufend, und irgendwann geht es tatsächlich weiter.

Wir kommen bei Vijeesch an, der bereits auf uns wartet. Wir steigen gleich in sein Boot ein und fahren durch die Backwarters von Kerala. Ruhe umgibt uns. Vijeesch zeigt uns diverse Pflanzen, erklärt und dies und jenes, macht ab und zu einen Witz. Isabel hatte ihn über Tripadvisor gefunden und die Tour direkt über Whatsapp gebucht. Das Hotel hätte es gerne für uns organisiert, aber wir wollten die lange getroffene Absprache nicht einfach auflösen.

Vijeesch hält an einer Seerose, pflückt sie und bearbeitet den Stengel in Windeseile derartig geschickt, dass eine Kette entsteht:

Wir fahren vorbei an Kingfisher, Wasserschlangen und Giftpflanzen. Immer wieder müssen wir uns ducken oder gar ins Boot legen, um unter den niedrigen Brücken hindurchzukommen. Zwischendurch regnet es kurz, aber heftig. Zum Glück halten wir gerade in diesem Moment bei den 3 Frauen, die aus Kokosnussfasern Seile herstellen. Sie zeigen uns wie das geht. Es ist faszinierend, wie sie in Windeseile mit altertümlich anmutenden, handbetriebenen Maschinen feste Seile herstellen.

Etwas weiter halten wir bei einem anderen Bekannten. Bekannt sind alle, hier wohnen nicht viele, alle sind Nachbarn. Er schlägt uns 2 Kokosnüsse auf, die wir leerschlürfen. Anschließend wir die Nuss ganz aufgeschlagen, damit wir das weiche Fruchtfleisch essen können. Um dieses herauszuschälen, fungiert ein kleines Teil der Kokosnuss als Löffel. 

Die ganze Zeit schon fragen wir uns, warum die heiligen Kühe hier angefasst werden dürfen und arbeiten müssen. Zum einen leben hier sehr viele Moslems, denen die Kuh nicht heilig ist. Zum anderen erklärt uns Vijeesch, sei man in Kerala nicht ganz so gläubig wie im Norden. Die Kühe hätten es hier bis zu ihrem Lebensende gut, im Gegensatz zum Norden haben sie reichlich Essen. Im Gegensatz zum Norden werden sie allerdings auch gegessen. Indien ist halt ein großes Land. Nicht überall ist alles gleich.

Am Abend unterhalten wir uns mit Anees, dem Allroundmitarbeiter des Hotels. Er erzählt uns, dass er hier arbeitet, weil er es toll findet, mit so vielen verschiedenen Menschen sprechen zu können. Dabei hatte er auf Wunsch der Familie ursprünglich mal "Engineering" studiert. Wie schon Luthando im südafrikanischen Township erklärt er uns, dass die Älteren eigentlich nur wenige Berufe kennen: Arzt, Polizist, Rechtsanwalt, Ingenieur, ... Alles andere ist nix. Es machte ihm keinen Spaß - heute hat er welchen.
Als rauskommt, dass er es mit einer Pädagogenfamily zu tun hat, erzählt er ein wenig über das indische Bildungssystem. Die Schulen in Kerala waren früher ein Desaster. Heute hätten sie bestens ausgebildete Lehrer, smarte Klassenzimmer und alle Möglichkeiten. Man hat Geld in die Hand genommen. Kerala ist heute führend in Indien.
Wie die meisten Inder spricht er mehrere Sprachen. In Indien werden neben Englisch und Hindu fast 100 weitere Sprachen gesprochen, etwa 20 sind verfassungsmäßig anerkannt.

Gestern schon hat uns Muhajir, der Chef, viel aus seinem Leben berichtet, von seiner Religion, seiner Familie und seinen Wünschen. Gerne würde er Europa bereisen, Geld hätte er jetzt endlich. Aber ein Inder mit muslimischem Namen bekommt nicht so leicht ein Visum. Er ist wütend darüber, was manche im Namen seiner Religion anrichten würden und er erklärt und eindrucksvoll anhand diverser Beispiele, dass der Islam eine ausgesprochen friedliche Religion ist.

Wenn wir gerade dabei sind: da lief doch heute einer mit beängstigendem Gesichtsausdruck auf das Taxi zu und machte gegenüber Amelie eine abfällige, pistolenähnliche Geste. Fremdenfeinde gibt es nicht nur in Deutschland. So sieht man mal, wie man sich fühlt, wenn man als anders aussehender "beschimpft" wird. 
Es ist die absolute Ausnahme. Und wird es sicher auch bleiben.

8_Grmpf
10.10.18 - Ralph
Nebenbei: so eine Reise sei auch jedem "besorgtem Bürger" mal empfohlen. Es muss ja nicht gleich eine Riesenreise sein. Es würde schon reichen, seinen Kopf mal aus dem schwäbischen Kartoffelsalat oder der Frankfurter Grünen Sauce zu heben und ein bisschen was anzusehen. Wie andere leben können, über die Besorgte urteilen. Und das Schlimmste haben wir ja noch lange nicht gesehen. Es sei sowohl denen angeraten, die wirklich besorgt sind, aber nicht merken, dass Sie gegen Migranten ausgespielt werden, damit man die echten Grenzen zwischen arm und reich nicht angehen muss. Ebenso denjenigen, ob besorgt oder nicht, die schon immer Rassisten waren und jetzt das elendige "besorgte Bürger"-Gequatsche nutzen, um endlich "mal was sagen zu dürfen". Vielleicht würde es dazu beitragen, dass nicht wieder Fremde in Deutschland durch die Straßen gejagt werden, während dumme Naziglatzen nebst bigotten Bürgern ungehemmt den Hitlergruß zeigen, während gleichzeitig eine faschistische Partei zunehmend offen mit diesen kooperiert und gegen 20% geht. Etablierte Parteien den gleichen Wahnsinn erzählen, um die armen Besorgten wieder zurückzuholen. Dass man nicht Menschen im Mittelmeer ersaufen lässt mit der perversen Begründung, es würden sich sonst noch mehr auf den Weg machen während man gleichzeitig Hilfsorganisationen, die einzigen Bastionen der Menschlichkeit zwischen hier und Afrika, kriminalisiert werden. Ein kleiner Beitrag, dass die Grenzen des Anstands nicht vollends fallen. Mit großer Besorgnis habe ich es vor der Abreise beobachtet, mit wachender Sorge jetzt aus der Ferne. Ist eine Reise nicht möglich, tut es vielleicht auch ein Buch. Aber wir merken: man lernt viel. Es gibt keine Alternative zu Toleranz und Offenheit. Abschottung ist die Pest. Probleme müssen anders gelöst werden. 

7_Outdoor Classroom
9.10.18 - Ralph
Amelie schreibt, Felix lernt das Binärsystem, Elias französische Vokabeln. Das Klassenzimmer kann atmosphärisch mit zu Hause mithalten.
Im Hintergrund weiter die heilige Kuh, daneben hat das Hotel (unsere) Wäsche aufgehängt 😀

6_Downtown
9.10.18 - Ralph
Wir entscheiden, dass erst am Mittag gelernt wird, für den Fall, dass es dann wieder so regnet wie gestern. Im Moment ist das Wetter hervorragend und so ruft uns Anas 2 TukTuk. Isi und ich fahren im einen, die Kinder im anderen hinterher. Es ist ein riesiger Spaß, es wird gehupt und gehüpft, Schlaglöcher umfahren und wieder gehupt. Vor allem gehupt. Ohne Hupe geht nichts.

In der Stadt angekommen ist es so, wie man sich Indien vorstellt. Man muss ich nicht weiter erwähnen: es hupt. Es ist chaotisch, bunt. Länger als 2h hält es man beim ersten Besuch kaum aus. 

Und dennoch: es ist einfach toll. Großartig. Eine andere Welt.

Und es ist ein riesiger Unterschied zu gestern. Eine einzige Touristin begegnet uns. Natürlich wollen die Händler etwas verkaufen, aber kaum einer spricht einen an. Wenn wir etwas kaufen, haben nicht das Gefühl, dass man uns besonders hohe Touristenpreise macht. Ein kleiner Aufschlag ist sicher mal dabei, aber es kann nur um Centbeträge gehen. An einem kleinen Straßenstand ist der ältere Besitzer bemüht, uns zu erklären was ein Kilo Äpfel kostet, zeigt uns, dass er diese gewogen hat und dass wir mehr als ein Kilo haben. Anscheinend ist ihm wichtig uns zu zeigen, dass er uns nicht übers Ohr haut. 
 
  

Ein paar Läden weiter bekommen wir für den gleichen Preis, für den wir gestern 5 Bananenballbrote gekauft haben (55 Cent) auch gleich noch 5 große frittierte Bananen dazu. Der nächste Bäcker überlegt sich die Preise beim Kassieren - ein übliches Vorgehen - stimmt dann einem Foto zu, verziert aber keine Miene. Wir wissen nicht, ob er sich seinem Schicksal ergibt, weil er Kunden nicht verärgern möchte und uns eigentlich für Deppen hält oder einfach ein Muffkopf ist. Muffköpfe gibt es sehr viel weniger als bei uns. 

Die Regel sieht so aus, dass uns die Leute relativ ausdruckslos entgegenkommen und - sobald wir sie grüßen - strahlen zurück grüßen. Viele lächeln von vornherein, zwei Frauen am Bus freuen sich und tuscheln: aus dem gleichen Grund, der immer wieder vorkommt: wir sind hell und haben blonde Kinder dabei. Insbesondere mit einer 7jährigen Blondine haben wir offensichtlich manche Narrenfreiheit.
 
 
 
 

Die Stadt ist großartig, wenngleich es nach einiger Zeit einer ersten Pause bedarf. Wir begeben uns Richtig TukTuk. Für die Fahrt zum Hotel, ca. 15 Min. ruft er 200 Rupien auf. Auf dem Hinweg haben wir 150 bezahlt, wohlwissend dass dies mindestens das Doppelte des Einheimischenpreises ist. Und so erklären wir ihm, es sei zu teuer. Sofort kostet es 150 und wir wollen nicht mehr rummachen. Jetzt kommt die Überraschung: es stopft uns alle in EIN TukTuk und fahren wir abenteuerlich zu fünft für 1,80€ zurück zum Hotel. 

Was die Preise betrifft, so kommt es uns nicht wirklich auf die paar Cent an, um die es hier in der Regel geht. Der Grund warum ich darüber schreibe ist einfach, dass es so unglaublich interessant ist. Und handeln wird erwartet. Nicht unbedingt am Obststand an der Straße, auf jeden Fall aber bei Klamotten und ähnlichem. Andernfalls gilt man wohl schlicht als Trottel. Niemand würde jemals damit rechnen, dass der zuerst aufgerufene Preis bezahlt wird…

5_Nach müd' kommt blöd
8.10.18 - Ralph
Der Abend endet mit leckerem Essen, monsumartigen Regen (macht nix, sind im Trockenen), diversen kurzen Stromausfällen, von denen offenbar der letzte den Stromkreis der Klimaanlagen zerlegt hat und ...


4_Just have a look - if you like it buy it!
8.10.18 - Ralph
Wir laufen den schönen Weg von unserem Hotel entlang des Meeres bis zum Felsen von Varkala. Inder grüßen freundlich, beäugen freundlich unsere blond bis hellbraunen Kinder. Hier und da eine Kuh, die läuft, arbeitet oder badet. Teilweise muss sie baden:
Wir laufen vorbei an einem Friedhof, der Moschee - und immer wieder Müll. Müll gibt es immer wieder, mal mehr, mal weniger. Ein Umweltbewusstsein in unserem Sinne existiert offensichtlich bei weiten Teilen der Bevölkerung nicht. Man gewöhnt ich daran, es gehört irgendwie zur Stadt und zur Landschaft.
Nach etwas 2,5 km erreichen wir den Felsen von Varkala, der voll ist mit Läden und Restaurants. Man muss es mal gesehen haben. Allerdings ist es wie an jeder Touristenmeile: Du wirst alle 5m angesprochen, meist freundlich, immer das gleiche Prozedere: "come in, just have a look, if you like it buy it". Die Familienmänner nervt es, die Frauen sind da sportlicher. 
Am Ende der Nervmeile geht es hinunter zum Strand, die Verkäuferinnen sind weniger aufdringlich. Der Strand von Varkala teilt sich groß in 2 Abschnitte: im ersten zelebrieren die Inder ihre religiösen Rituale. Es finden sich diverse Sandhaufen, bestückt mit Schildern. Sie werden gepflegt, gefegt und mit Gegenständen versehen. Varkala ist ein heiliger Strand, an dem Bestattungszeremonien stattfinden. Hindus verbrennen ihre Toten, häufig öffentlich, die Asche wird unter anderem dem Meer übergeben. Mit diesem Ritual müssen die Sandhaufen zu tun haben. wir haben aber noch nicht herausbekommen, ob es Gedenkstätten sind oder welche Funktion sie haben. 

An den anderen Teilen des Strandes halten sich eher Touristen auf. Wir haben Vorsaison, Ende des Monsums, es ist nicht sehr viel los. Das Wasser ist sehr warm, aber Baden ist aktuell nicht möglich. An den betreuten Strandabschnitten halten sich "Bademeister" auf, je 1-2 Herren im Anzug mit Schirm, neben ihnen ein Rettungsring. Rote Fahnen sind in den Sand gesteckt und man sollte sich tunlichst daran halten. Die Wellen sind nicht immer hoch, aber die Strömung ist teuflisch. In den nächsten Tagen soll sich das Meer wohl etwas beruhigen und wir werden hoffentlich noch Gelegenheit haben ins Wasser zu springen.
Wilde Hunde hat es reichlich, harmlos irgendwie, aber wir schärfen allen Kindern trotzdem ein, sie nicht anzufassen und vorsichtig zu sein.


Wir verlassen den Strand und laufen auf der Suche nach Bananen etwas hinein in die Stadt. Weiterhin möchte jeder Händler etwas an den Mann bringen, aber es werden weniger, sie sind nicht mehr aufdringlich, grüßen freundlich. Das ganze Bild verändert sich. Männer baden bzw. reinigen sich in einem großen angelegten Teich. Laute indische Musik schallt durch die Straße und schließlich biegt das faszinierendste und coolste um die Ecke, das ich die letzten Tage gesehen habe: ein öffentlicher Bus, knallpink, geschmückt mit Girlanden, laute Musik spielt darin. Leider habe ich ihn nicht fotografiert, aber die Google-Suche bringt ein (etwas weniger spektakuläres) Exemplar zu Tage:
Wir kaufen 10 Bananen für 120 Rupien. Bei 14 Cent pro Banane hat keiner Lust zum Handeln. Da wir Hunger haben besuchen wir den Bäcker auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Dieser hat Bananbrotkugeln oder Bananbrotkugeln oder ... Bananbrotkugeln. Wir entscheiden uns für die Bananenbrotkugeln und werfen kurz aufkommende Erinnerungen an die Warnungen über Bord, man solle unterwegs nichts essen. Man muss im Land ja auch leben, übertreiben wollen wir es nicht. Speziell geimpft sind wir auch nicht, sehen aber gute Chancen, das Land lebend und bereichert zu verlassen. Allerdings achten wir sehr genau darauf, dass die Wasserflaschen versiegelt sind. Hier war dies nicht der Fall, daher weiß man nicht, ob die Flasche einfach kein Siegel hat oder wieder mit Leitungswasser aufgefüllt wurde. So gab es eben Cola und 7up, Markengetränke gehen immer, die Kinder nehmen es ohne Proteste...
Als wir zurück über den Strand laufen treffen wir kurz vor dem Aufstieg die Treppen zum Kliff hinauf eine Familie aus Kochi, die sofort den Wunsch äußert, mit uns Fotos machen zu dürfen. Warum nicht, sie sind ausgesprochen nett. Er hart in London studiert, ist selbständig mit einem Büro, dass Artikel verfasst. Als er mitbekommt, dass ich Wirtschaftslehrer bin, möchte er mich dafür gewinnen, irgendwelche Artikel zu schreiben. Oder ich soll Schüler ermutigen, Artikel auf Englisch zu schreiben und über ihn einzureichen. Themenvorschläge sind durchaus interessant: Nachhaltige Wirtschaft, Wassermanagement, ... Er versucht diese Artikel an Zeitschriften zu verkaufen. Die Schüler könnten auch etwas dafür bekommen, er meint aber, die Beträge, welche er in Rupien zahlen kann, würden die deutschen Schüler eher zum lächeln bringen. Was er bieten kann ist, ihnen sprachlich zu helfen. Wie das genau aussehen soll weiß man noch nicht, aber vielleicht kann man im Rahmen der immer wiederkehrenden Projekte tatsächlich mal darüber nachdenken. Zumindest mal was anderes. Wir werden sehen.
Wir schmunzeln, als er uns auch das Bild aus einer Bar schickt, auf dem er mit seiner Familie einige Minuten zuvor etwas getrunken hat.
Er lädt uns ein, will uns Dörfer, Familien und Märkte zeigen. Wir wissen nicht, was wir davon halten sollen. Sind wir zu misstrauisch? Entgeht uns evtl. die einmalige Chance, was wirklich Einheimisches kennenzulernen? Oder ist irgendwo der Haken? Die Unsicherheit ist das größte Problem. Er betont, das sei nicht professionell. Er will uns und den Kindern indische Kultur uns Lebensweise abseits des Tourismus zeigen. Es wirkt ernst. Ich glaube ihm, er ist einfach nett. Aber wir essen nicht, was wir machen sollen. Ich soll ihm schriben. Mal sehen.

Wir laufen zurück zum Hotel, für heute haben wir genug erlebt:

3_Im kleinen Paradies
7.10.18 - Ralph 
Am ersten Morgen wird schnell klar, dass man nicht auf den Tod warten muss, um Einblicke in kleine Paradiese zu bekommen. Hier ist es schlicht wunderbar. Die Maathadil Cottages sind einfach, extrem sauber, wunderschön. Und sie sind freundlich, so verdammt freundlich, dass der Deutsche in Dir gleich wieder argwöhnisch wird. Man muss sich eigentlich dafür schämen, denn diese Freundlichkeit ist nicht aufgesetzt. Sie sind einfach freundlich, kinderlieb, interessiert. Auf dieses Hotel kamen wir über das Buch "Frühstück mit Giraffen" einer Familie aus Hamburg, die 5 Monate mit ihren Kindern um die Welt gereist ist. Zunächst dachte ich, sie hätten mit dem Hotel einen Werbedeal. Diese Vermutung gab ich wieder auf, nachdem ich die Bewertungen bei Tripadvisor gelesen hatte. Und tatsächlich: der leitende Mitarbeiter hatte ganz offensichtlich keine Ahnung, wovon ich spreche. Allerdings konnte er es nicht erwarten, bis ich das Buch ausleihe, ihm Screenshots mache und er lesen kann. Man sah ihn dann lange auf der Terrasse sitzen, mit dem Google - Übersetzer über den Seiten. Er war es sehr zufrieden 😉

Erfahrene Indien-Reisende bezeichnen Kerala als Anfänger-Gegend. Höheres Bildungsniveau, höheres Einkommen, fortgeschrittenere Gleichberechtigung, etwas bessere hygienische Zustände. Und auch hiervon sehen wir nur einen kleinen Ausschnitt. Der soll für das erste Mal aber reichen. Und wahrlich: der Unterschied zu Europa oder Südafrika ist groß genug. Es gibt mehr als genug zu sehen und zu erfahren.

Zum Frühstück erwartet uns eine à la carte - Auswahl von frischen Säften, Pfannkuchen, Obst, frischen Früchten, Lassi und vielen anderen Dingen . Einfach toll.
Irgendwann muss man auf dem Felsen von Varkala gewesen sein, der Erzählung nach einem jener Orte, an dem Dich die Verkäufer so nerven wie an jeder klassischen Touristenstelle. Geht man in den Ort, ist das wieder ganz anders. 
Mittags haben wir einen kleinen Lunch bestellt, in Kürze gehen wir zum Abendessen. Es gibt sehr leckere Sachen. Und sehr günstig. Wenngleich: wer möchte, bekommt in der Stadt das Essen statt für 3 Euro auch für ca. 1 Euro...

Das Lesen der Speisekarte gestaltet sich relativ einfach, bei vielen indischen Namen ist aber nicht ganz klar, um welche Art Curry es sich handelt. Vermutlich ist es auch völlig egal, da alles ziemlich lecker ist. Für den Fall der Fälle gibt es ja die Möglichkeit, die App des Google Translators über die Karte zu halten. Hier ein Ausschnitt unserer Karte. Hm.
Ich denke, die grüne Kotze probieren wir dann erst morgen.

Später sind wir nochmal vorne am Strand, je später desto mehr Einheimische kommen vorbei, grüßen freundlich, Amelie und Elias bekommen eine Blume geschenkt (Felix war zu dieser Zeit gerade nicht da). Einige Männer fischen ihr Abendessen. Die Anlage ist völlig offen und wird auch als Durchgangsweg benutzt. 
Im Hintergrund spielt der Chef mit seinen Angestellten Kricket. Mit einer Selbstverständlichkeit, dass sich manch einer der bei uns üblichen - für mich oft aufgesetzt wirkenden - Teambuildingmaßnahmen eine Scheibe abschneiden könnte.

Eine Mission habe ich gefunden: ich werde daran arbeiten, das Bild des Frankfurters bei indischen Fluggesellschaften zu korrigieren:

2_In die Maadathil Cottages
7.10.18 - Ralph
Wir landen in Trivandrum. Es regnet, es ist warm und die Luftfeuchtigkeit beträgt gefühlte 160%. Der organisierte Taxifahrer steht pünktlich mit einem Schild bereit und bringt uns wortkarg, aber freundlich zum Ziel. Sicher für einen Preis, bei dem jeder Einheimische den Vogel zeigen würde. Aber immer noch einer, der aus unserer Sicht sehr preiswert ist. Dieser Gratwanderung sind wir schon häufiger begegnet und sie wird uns noch oft begegnen. Wenn gibt man was? Und wie viel? Wie viele Gedanken soll man sich machen, weil man mehr bezahlt als Einheimische? Wir haben beschlossen, hierbei Gelasenheit an den Tag zu legen. Das bedeutet, wir versuchen den Beschiss in Grenzen zu halten versuchen, wohl wissend, dass es nie der Ruin ist, wenn das Gegenüber mit uns seinen Wochenlohn macht.
Überhaupt: viele wollen gerne etwas haben, viele aber auch nicht. Man uns seinen Weg finden. Fotos passen wohl schon. Nicht nur Touristen fragen, ob man ein Foto machen darf. Inder möchten häufig auch gerne eines mit Touristen - für sich :-) Die fragen übrigens nicht immer, so herum hat es eine größere Selbstverständlichkeit.

Er fährt also los und obwohl es weniger extrem ist, als uns immer mal wieder gesagt wurde, wird sehr schnell klar, dass Ausflüge in diesem Land nur Sinn machen werden, wenn wir grundsätzlich bereit sind, unser Leben im Straßenverkehr zu lassen. Es wird immer aufgefahren und gehupt. Es herrscht Linksverkehr, was man aber nur deshalb so gut erkennt, weil auf Teilen unserer Strecke die Straßenseiten voneinander abgetrennt sind.
Wo dies nicht der Fall ist, wird kein Überholmanöver unversucht gelassen. Auch dann, wenn völlig klar ist, dass die Gegenseite besetzt ist. Und zwar vom dort regulär fahrenden Gegenverkehr. Ein echtes Wunder ist, dass Mopedfahrer hier überleben. Ein guter Teil ist ohne Licht, aber dafür mit Regenschirm unterwegs. Die Empfehlung, in Indien nicht selbst Auto zu fahren, ist nicht diskussionsfähig.
Unterwegs ruft bereits mehrfach das Hotel an, schließlich wird mir das Handy gereicht. Problem (und irgendwie peinlich): ich verstehe nur 25%. Schließlich wird klar: um 21 Uhr macht Ihr kleines Restaurant zu. Er ist erleichtert als ich ihm sage, dass wir nicht mehr brauchen, weil wir im Flieger mehr als satt wurden.
Wir kommen schließlich im Hotel an und werden unheimlich freundlich begrüßt. Alle sind bemüht nichts falsch zu machen. Der Service ist fast peinlich. Dafür, dass wir unsere Taschen durchaus selbst von der Terrasse ins Zimmer tragen - etwa 1.5m - fehlt den Mitarbeitern eigentlich das Verständnis. Der Höflichkeit halber protestieren sie nur kurz. Wohlgemerkt: hier geht es nicht darum, fallweise Trinkgeld zu bekommen. Im Hotel gibt es das nicht. Wir werden am Ende etwas da lassen. 
Varkala ist ein streng religiöser Ort, ein relevanter Teil ist muslimischen Glaubens. 5x täglich ruft der Muezzin, das erste Mal heute nacht um 1 Uhr. Ich brauchte etwas, um die durch in geringer Entfernung aufgebauten Lautsprecher kommenden Durchsagen einzuordnen. Irrationaler Weise dachte ich zunächst an eine Flutwarnung. Kerala hat die schlimmsten Fluten des Jahrhundert hinter sich. Varkala allerdings blieb verschont. Heute ist Sonntag, wir vermuten, dass sie heute einen Azubi oder eine Aushilfe haben. Auf jeden Fall übt er noch beim Singen.


1_Auf dem Weg nach Indien: 
von Kapstadt über Singapur 🇸🇬, Chennai Airport 🤢 und Trivandrum 🌴 ☔️ nach Varkala.
6.10.18 - Ralph
Nach der Übernachtung auf einer Farm bei Stellenbosch fuhren wir am Freitagmorgen in aller Frühe Richtung Flughafen Kapstadt. Abschied nehmen vom wunderbaren Südafrika.

Mit Singapur Airways ging es mit einer Zwischenlandung in Johannesburg insgesamt 13,5 Stunden nach Singapur. Während es im Vorfeld schwierig war, einfache Fragen beantwortet zu bekommen, entpuppte sich der Service an Bord als überschwänglich. Mit dem Essen allerdings übertrieben sie es etwas. Wenn Du dann mal ordentlich vollgestopft bist, kommen sie in regelmäßigen Abständen und servieren Nüsse, Chips und Schokolade. Alibihalber kann man auch einen Apfel haben. Allerdings lassen sie es sich nicht nehmen, Dir noch was Süßes hinterherzugeben. Aufgrund meiner Sitzposition wurde ich stellenweise von 2 Seiten bedient. Eine Mitarbeiterin bediente den rechts von mir sitzenden Felix und mich häufig gleich mit. Die andere links die anderen Familienmitglieder, so dass ich aufgrund unklarer Zuständigkeiten stellenweise doppelt versorgt wurde :-)

In Singapur angekommen stehen bereits diverse uniformierte Männchen bereit, die einem sagen wo man hingehen muss. In unserem Fall ging es quer durch den gigantisch großen Flughafen, über die Skytrain in andere Terminal bis zum Transitschalter, an dem wir schließlich für die zweite Teilstrecke nach Chennai eingecheckt wurden.

Dann hieß es warten, was an sich schon ein interessanter Vorgang war, denn hier zeichnete sich ab, was man in Indien noch viel stärker beobachten konnte.Am Eingang zum Gate, an dem direkt die Sicherheitskontrolle stattfindet, steht ein selbstverständlich uniformierter Mitarbeiter, der darauf achtet, dass niemand zur Sicherheitskontrolle durchkommt, denn wann es losgeht entscheiden die 8 Sicherheitsleute, die hinter der Glasscheibe stehen und nichts machen. Offensichtlich gehört es dazu, dass jeder Fluggast merkt, wer hier die Uniform hat. Dann geht es los: der Einlassbeamte kontrolliert Bordkarten und Pässe. Man geht zur Kontrolle. Dort werden – ca. 5m nach der ersten Kontrolle - erstmal die Bordkarten kontrolliert. Ist man durch, geht es in den Wartebereich. Um in diesen vorzudringen, müssen weitere 15m später die Bordkarten vorgezeigt werden. Natürlich mit Pass, der an dieser Stelle auch mindestens zum 3. Mal angesehen wird. Als es dann losgeht, ist beim Einsteigen ins Flugzeug ... ja, richtig!
Einfach los geht es aber nicht. Auch hier – wie bei uns – wird nach Hierarchie eingestiegen. Der Menschlichkeit halber dürfen Familien mit kleinen Kindern früh. Manchmal dauert es aber, bis der jeweilige Mitarbeiter entschieden hat, welche Kinder klein sind. Ansonsten ist der Fall klar: First – Business – Premium Economy – diverse Abstufungen von Vielfliegermedaillen und dann der Rest. Der Rest sind hier fast alle und es wäre wesentlich schneller gegangen, wären alle einfach rein. Egal, das ist nicht weiter tragisch, nur interessant.

In Chennai gelandet, empfängt uns offensichtlich gleich mal eine andere Welt. Raus aus der Ankunftshalle umschwirren Dich bei hoher Luftfeuchtigkeit Dutzende, die ein Taxi oder sonstiges anzubieten haben. So schnell konnte man gar nicht schauen, bis uns jemand nicht nur sagte, wo es zum international Departure geht (von dem aus interessanter Weise unser Inlandsflug abgehe), sondern auch gleich mit dem Kofferwagen abflitzt und uns zeigt wo es langgeht. Anfängerfehler. Irgendwann hat es dann echt gereicht und wir wollten ihn loswerden. Statt einem Dollar, der gerade greifbar war, wollte er 5. Bekam er nicht und zog beleidigt von dannen. Was jetzt 8 Stunden (!) an diesem trostlosen Flughafen machen? Weder die Temperaturen, noch die Umgebung oder das Publikum luden zum Verweilen ein, also beschlossen wir die Zeit mit Lesen, Schreiben, Hören zu verbringen.
Was würdest Du jetzt bei uns machen, wenn Du den Tag notgedrungen am Flughafen verbringen „willst“? Du würdest ins Terminal gehen. Eigentlich ein einfacher Vorgang.
Hier aber versperren Dir an jedem Eingang mindestens 2 Soldaten den Eingang, kontrollieren Deine Bordkarten und Pässe (na ok) und überlassen es aber mitnichten Dir, ob Du da jetzt reingehst oder nicht. Sie waren wirklich freundlich, aber der Einlass in den Flughafen wurde uns erst nach einem längeren Gespräch und einer Diskussion der beiden untereinander gewährt. Nicht ohne zu betonen, dass es da jetzt nicht mehr rausgeht – etwa um Essen zu holen. Nee da könnte ja jeder kommen. 

Innen saßen wir dann, beäugt vom Soldaten, der neben uns Dienst schob, der uns wohl harmlos fand, aber sich doch zu wundern schien, was wir da machen. Wir holten zu völlig absurden Kursen mit Bargeld und Karte indische Rupien an der Wechselstube mit Bargeld, da die Kreditkarten den Bankautomaten nicht wollten oder umgekehrt. Dann wieder ab durch die Sicherheitskontrolle. Uniform und genaue Vorschriften. Ist ja alles auch irgendwie ok, aber es scheint doch eine große Obrigkeitshörigkeit zelebriert zu werden. Die eigene Reaktion schwankt zwischen Verwunderung, Schmunzeln und genervt sein. Wichtig ist übrigens, dass jeder was abstempelt und abzeichnet. So kann es durchaus sein, dass Deine Bordkarte bis zum Einstieg in den Flughafen schon ordentlich bearbeitet ist.

An den verschiedenen Stellen kommt eine weitere Schwierigkeit ins Spiel: während wir uns in Südafrika auch mit unserem mäßigen Englisch hervorragend verständigen konnten, kann beim hier üblichen Hochgeschwindigkeitsnuscheln nur durch das Entdecken einzelner Schlüsselwörter das Anliegen erahnt werden. 
Mit „normalen“ Indern waren wir bisher ja praktisch nicht in Kontakt. Die wir bis hierher trafen zeichneten sich durch mäßige Herzlichkeit aus. Zweimal haben wir uns aber schon dabei erwischt, wie wir eine Antwort in Form eines leichten Kopfschüttelns total unfreundlich fanden. Dabei hatten wir doch gelesen, dass dies durchaus Zustimmung bedeutet. Der Reisende muss lernen. Vorbereitet waren wir aber darauf, nur mit der rechten Hand zu essen, da die linke unrein ist. Für mich als Linkshänder etwas ungemütlich, aber ich gab mir Mühe, während ich im Flugzeug langsam realisierte, dass alle Inder um herum völlig beliebig mit links und rechts futterten. Wir werden das beobachten.

Da saßen wir also und warteten  auf den Anschlussflug nach Trivandrum. Da wir keinen Drucker und kein Papier haben, empfanden wir es als durchaus praktisch, mit der Air India – App einzuchecken. Im Ergebnis bekommst Du dann 5 Emails, die Du ausdrucken sollst.... 😀
Natürlich bekommst Du sie trotzdem am Schalter ausgedruckt. Das frühe Einchecken ist auch ein Schutz davor, Opfer einer Überbuchung zu werden. Passt schon. Indien wartet erst noch auf uns. Das hier nervt gewaltig.